Datum: Tue, 20 Jul 2004 20:27
Betreff: international airport fuerth

Special Agent Müller:
----ein Souterrain im Hinterhof in Bahnhofsnähe mutiert mehr und mehr zu einer Zentrale wenigstens europaweit verdächtiger Personen. Laut Zeugenaussagen wurden unter dem Vorwand, musikalische Darbietungen zu erbringen, bereits mehrfach einschlägig auszumachende Personenkreise gemeldet, die definitive Merkmale verruchter:----

Sondereinsatzkommando PDN:
----keine besonderen Vorfälle, der Mob verhält sich ruhig, vorerst keine:----

Pressestelle Fürth:
----werbewirksam uninteressantes Klientel, subkulturelle Aktivitäten im nicht kommerziellen Bereich, die:----

Undercover POM Schmitt:
----habe Kontakte geknüpft, verhaltene Reaktionen zu aufrührerischen Animationen, wurde zu einem Getränk eingeladen, Küsschen von Seiten der Bardamen, werde:----

Fürther Nachrichten, "sir":
----geballte Ladung Rock´n`Roll, die Vorband:----

kunstkeller o27 "Euer Erzähler":
----zum wiederholten Male kommen geniale Musikanten von sonst woher, haben Ausgaben in Sachen Flugkosten, Proviant, Unterkunft und häufig auch noch Medikamente, weil so ein Tourleben nicht eben gesund ist.

Und damit sollte das nachvollziehbar sein, wenn die Heiner auch Kohle für ihren Gig erwarten.

Gäben wir ja gern.

Da wir aber kein Millionärsclub sind, sondern die Bands nur übern Eintritt bezahlen können, weil bei unsern Getränkepreisen eigentlich nur die Spesen für die Putzdame rausspringen, alle andern machen den ganzen Kram drumrum wie Booking, Plakate, Promotion, Organisation, Bandauswahl, Soundmix, Kasse, Bardienst usw. sowieso für lau. Also für kein Geld.

Deshalb nervt es ungemein, wenn sich selbstversorgende Menschen den Anspruch stellen, für umsonst oder halben Eintritt oder irgendsone Diskussion in die Veranstaltung zu wollen. Vorher wurde alles Geld für Lippenpiercings, Tattoos, Hundefutter und Rotwein ausgegeben, nu is keins mehr da für die paar Euro, die der Eintritt kosten würde. Dafür lagern die Damen und Herren — früher hätte man gesagt lungern wie Gammler — vor unserem großartigen Kunsttempel und verstreuen Scherben sowie ihre Kippen, die wir dann wieder wegräumen dürfen.
Danke.
Denkt mal drüber nach.
Oder geht in den Stadtpark, wie die andern Penner.

Vor lauter Verdruss kann die Besprechung der vergangenen Gigs nur kurz ausfallen:

The Yellow Press aus San Francisco mit 10 Volt Shock aus Freiburg:
Agile Menschen mit dem nötigen Humor, uns damit zu drohen, bald wieder zu erscheinen.
San Francisco?
Ist das hier ums Eck?
Jedenfalls geilster Punkrock mit nem Schuss New Wave, das.

Wired for Mono aus Stockholm mit Projekt Caravelle aus Herzogenaurach:
Schweden sind Schweden sind Schweden.
Immer gut für garagigen Trash-Rock.
Man war gut gelaunt.

Sonny Vincent aus New York (mit Band aus Deutschland):
Scheint ein echtes Arschloch zu sein, zwar war der Gig geil ohne Ende, aber rundrum gabs nur Theater und mittlerweile hatte Euer trauriger Erzähler auch Meldungen, wie der Typ alle um sich rum abrippt.

The Hatepinks (Marseille) und NDW (Fürth und weitere Umgebung):
NDW kickten dermaßen Arsch, daß es eine Freude war, die 4 Damen endlich wieder auf der Bühne zu sehn. Gela hat ihr Trommelspiel völlig im Griff und rabaukt wie ein Großer, Uti am Bass gewohnt lässig, ihr fehlt nur die Kippe in der Waffel, Claudia an der Gitarre schrubbt so als ob die Wäsche nicht längst in Maschinen gewaschen werden könnte und Claudia am Mikro ist ein (niedliches) kleines TIER. Wow.
Die Hatepinks konnten maximal unentschieden dagegen spielen, das taten die Franzosen aber auch brilliant. Mit Titeln wie "My Friends are Assholes" oder "Bored on Pills" konnten die 4 NUR überzeugen. Das ist die Musik, die aus der Garage kommt. Herrlich.

Euer treuer Erzähler

Grüße diesmal an die Herren der Weak Willies, die es sich nicht nehmen lassen, trotz zunehmenden Alters aus der Ferne anzureisen, um unsere ausgesuchten Gigs zu besuchen und massenweise Blitzlicht zu verbreiten. Und natürlich an alle, die uns unterstützen und die, die auf den Gigs rumzappeln wie die Sau.

So, jetzt ist erstmal Pause mit den Bunkerberichten, eine personelle Umorientierung steht bevor.


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